Auftaktveranstaltung des „Netzwerks Reallabore“ mit großer Resonanz

Reallabore standen im Mittelpunkt der Auftaktveranstaltung des neu gegründeten „Netzwerks Reallabore“. Zahlreiche Teilnehmer aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung informierten sich am 28. August 2019 im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) über den Stand der Reallabore-Strategie und nutzten die Gelegenheit zur Diskussion.

Reallabore – Testräume für Innovation und Regulierung

Mit der BMWi-Strategie „Reallabore als Testräume für Innovation und Regulierung“ vom Dezember 2018 soll ein Perspektivwechsel im Umgang mit digitalen Innovationen eingeleitet werden.1. Reallabore sollen dabei helfen, neue Technologien und Geschäftsmodelle zu erproben und Erfahrungen für eine künftige Regulierung zu sammeln.

Ein wesentlicher Bestandteil der Reallabore-Strategie des BMWi ist das „Netzwerk Reallabore“, das den Austausch und die Vernetzung zwischen Stakeholdern erleichtern soll. Das Netzwerk bündelt zudem Informationen über rechtliche Möglichkeiten, Praxisbeispiele aus dem In- und Ausland sowie zukünftige Reallabore-Wettbewerbe. Idealerweise fungiert es dabei auch als „Matchmaker“, das zum Beispiel ein Start-up mit einem innovativen Geschäftsmodell mit einer experimentierfreudigen Gemeinde zusammenbringt.

Mehr Freiheit, Mut und Offenheit

Am 28. August 2019 traf sich das „Netzwerk Reallabore“ erstmalig zum gemeinsamen Austausch. Rund 230 Teilnehmer waren in das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gekommen, um Neuigkeiten aus der Umsetzung der Reallabore-Strategie zu erfahren. Neben einer Paneldiskussion zum Thema „innovationsoffene Regulierung“ wurden spannende Reallabor-Projekte aus dem Bereich Mobilität und Logistik vorgestellt.

Die Veranstaltung wurde von Staatssekretär Dr. Ulrich Nußbaum eröffnet. In seiner Rede betonte dieser, dass Innovationen in einem echten Umfeld erprobt werden müssten: „Solche Projekte werden nicht am Reißbrett geplant.“ Die Erkenntnisse aus solchen Reallaboren sollten dann bei der Überarbeitung der Regulierung berücksichtigt werden. Staatssekretär Dr. Nußbaum forderte insgesamt mehr Mut und Offenheit im Umgang mit innovativen Ideen.

Im Anschluss präsentierte Dr. Philipp Steinberg, Abteilungsleiter Wirtschaftspolitik, Neuigkeiten aus der Umsetzung der Reallabore-Strategie und kündigte den ersten BMWi-Reallabore-Wettbewerb an, der im Herbst 2019 starten soll.

„Am besten testen!“

Im Anschluss präsentierte Dr. Philipp Steinberg, Abteilungsleiter Wirtschaftspolitik, Neuigkeiten aus der Umsetzung der Reallabore-Strategie und kündigte den ersten BMWi-Reallabore-Wettbewerb an, der im Herbst 2019 starten soll.

Auf dem nachfolgenden Panel diskutierten Valerie Mocker, Dr. Andrea Schneider, Susanne Dehmel und Prof. Dr. Justus Haucap darüber, wie „innovationsoffene Regulierung“ ausgestaltet werden sollte.

Valerie Mocker, Direktorin und Europachefin bei der britischen Innovationsstiftung NESTA, appellierte an die Teilnehmenden, die Digitalisierung als Gesellschaftsprojekt zu begreifen. Die Menschen müssten die Gelegenheit erhalten, ihr Umfeld aktiv mitzugestalten. So könnten negative Reaktionen im Anschluss vermieden werden. Zudem betonte sie, dass die Gestaltung der Zukunft immer mit einer Vision beginne und dass man sich nicht auf dem Erreichten ausruhen dürfe. „So schlecht ist es ja gar nicht“, dürfe nicht der Anspruch für den Innovationsstandort Deutschland sein. Für den Umgang mit Innovationen empfahl sie – ganz im Sinne der Reallabore-Strategie – „Am besten testen!“.

Dr. Andrea Schneider, Gruppenleiterin im Bundeskanzleramt, regte einen Perspektivwechsel an. Regulierung sollte beim und mit dem Bürger beginnen. Vor Überlegungen, wie Regulierung im Einzelnen ausgestaltet werden sollte, empfahl sie, durch z. B. Interviews oder Vor-Ort-Besuche die Lebenswirklichkeit der Betroffenen besser zu verstehen. „In einem Praxistest können alternative Maßnahmen dann auf ihre Wirksamkeit hin getestet werden. So kann empirische Evidenz für fundierte politische Entscheidungen geschaffen werden.“

Darauf, dass der Gesetzgeber immer auf mögliche Wechselwirkungen achten müsse, wies auch Frau Susanne Dehmel vom Digitalverband Bitkom hin. Ein wichtiger Schlüssel hierbei sei die Vernetzung untereinander und die Schärfung des Bewusstseins für Querschnittsthemen. Die frühzeitige Beteiligung der betroffenen Kreise sei dabei sehr hilfreich. Prof. Dr. Justus Haucap von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf verwies auf eine strukturelle Asymmetrie. Neue Problemlösungen würden oft eine neue Regulierung benötigen. Zugleich werde zu selten geprüft, ob bestehende Regulierung überhaupt noch zeitgemäß sei.

Auch der Netzwerkaspekt der Veranstaltung kam nicht zu kurz. Immer wieder gab es die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Neben kleineren weiteren Veranstaltungen wird die nächste große Netzwerk-Veranstaltung mit Preisverleihung zum ersten Reallabore-Wettbewerb voraussichtlich im Frühjahr 2020 stattfinden. Netzwerkmitglieder erhalten automatisch eine Einladung. Alle anderen Interessierten können sich über die Homepage www.reallabore-bmwi.de auf dem Laufenden halten.