Der GdW seziert energiepolitische Versäumnisse
Auf dem Tag der Wohnungswirtschaft am 15.11.2022 in Berlin zählte Präsident Axel Gedaschko mit bedachten Worten, doch inhaltlich gnadenlos die Versäumnissen der Bundes-Wirtschaftspolitik aus der Sicht der Wohnungswirtschaft auf. In einem wohlsortierten Rundumschlag sezierte Gedaschko nicht nur das Versagenshandeln der vergangenen Jahre, sondern addierte eine Liste tagesaktueller Probleme hinzu, die sich durch sichtbare Qualitätsmängel der handelnden Akteure dokumentieren.
Gleich zu Beginn kamen deutliche Worte zum Wegducken der Akteure aus dem BMWK, die sich trotz vielfacher Einladungsbestätigung und Referatsankündigungen noch nie auf dem Tag der Wohnungswirtschaft haben blicken lassen.. Die Trennschärfe zum Handeln des Bundes-Bauministeriums stellte Gedaschko mit einem Grußwort an die anwesende Bundesbauministerin Klara Geywitz klar, die als Vertreterin der Bundesregierung und anerkannte Expertin der Sachlage nicht nur große Wertschätzung genießt, sondern eben auch durch Präsenz und Referat klare Kante gezeigt hatte.
Gedaschko handelte die beiden Kernfragen ab, ob wir genügend Energie haben und wie wir die Kostenexplosion abmildern. Bereits 30% aller Mitgliedsbetriebe sehen existentielle Herausforderungen. Gedaschko: Don´t panic! Kühlen Kopf bewahren, die Probleme angehen, aber keine Zeit mehr für klimapolitische Ideologie. Da war das wirklichkeitsfremde “Draufzahlen”-Paket der Gasumlage gerade noch einmal abgewendet worden, doch bereits als Versagenshandeln erkennbar gewesen. Gießkannenprinzip, Rentner vergessen, das 9-€-Ticket: Da, wo es wirklich nötig war, herrscht Dunkelflaute. Als Antwort auf konkrete Umsetzungsanfragen erhielt der GdW “Steine statt Brot” vom BMWK. Kurzatmige Konzepte mit Hilfen zum Ende des Jahres 2022 (ja, nicht etwa 2023) belegen die Praxisferne des BMWK.
Gedaschko listete weitere Versäumnisse bis hin zu Rechtswidrigkeit und unterlassener Hilfeleistung auf und skizzierte auswertend in ein düsteres Szenario, wenn sich das Regierungshandeln nicht in Richtung der wirklichen Prioritäten ändern sollte. Obenauf bemängelte Gedaschko das Handeln des Ostbeauftragten der Bundesregierung, der bereits so häufig die angefragten Fachtermine grundlos abgesagt hatte, dass ein erneuter Versuch zum Dialog nutzlos scheint.
Gedaschko appellierte an alle Energieverantwortlichen, Hemmnisse wie Frackingverbot, zu kurze Weiterlauf-Zeiten der AKW, Unterlassen des Hochfahrens von kohle- und braunkohlegestützten Kraftwerken etc. zu überdenken und von ideologischen Bedenken zu befreien.
Nun, ca. ein halbe Stunde nach Ende der Rede kam eine telefonische Einladung des Ostbeauftragten, Staatssekretär Carsten Schneider. Ein gutes Zeichen für den wichtigen Expertendialog. Da kann ein anderer Staatssekretär aus dem BMWK, Patrick Graichen, noch viel lernen: Dieser hatte empfohlen, die SHK-Monteure sollten zur Begegnung des Fachkräftemangels und der erkennbaren Defizite in der Montage von Wärmepumpen “weniger Bäder fliesen” und sich stattdessen lieber auf diese dringend benötigten WP-Montagearbeiten stürzen. Unkenntnisse über Gewerke (Fliesen werden von Fliesenlegern gelegt, SHK übernimmt das nicht) gehen einher mit den Bullerbü-Vorschlägen seiner Chefs, Bäckereien sollten “temporär” schließen.
Gedaschko legte den Finder in die richtigen Wunden, gab aber auch gleich Vorschläge zur Behebung. Zweifel sind angebracht, ob die Ideologie-Fracht unserer Bundes-Entscheider problemrelevantes Handeln zulässt; ob die Probleme dieses Winters und die energetische Neuaufstellung bis zur Klimaneutralität mit solchen Akteuren gelingen kann.
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