Kosten der klimaneutralen Sanierung des Berliner Wohngebäudebestandes – Studie der Initiative für die Wärmewende
Beitrag von Dr. Jörg Lippert, erschienen in der Rubrik „Wege der Energiewende“ im Forum „Energieeffizienz offen gedacht“ des BBU
Am 8. Juni 2020 wurde eine neue Berliner Studie zu den Realkosten einer klimaneutralen Gebäudesanierung/modernisierung veröffentlicht und am 9. Juni in der traditionellen Gemeinschaftsveranstaltung des BBU und des GdW auf den Berliner Energietagen vorgestellt und diskutiert.
Spätesten seit sich die Mietendeckel-Eckpunkte im zweiten Halbjahr 2019 konkretisiert hatten, wurde immer klarer, dass sich die ohnehin schon bestehenden Zielkonflikte insbesondere in Sachen Klimaschutz und Energiewende weiter verschärfen würden. Denn mit nur noch einem Euro Umlagemöglichkeit für alle notwendigen Modernisierungsmaßnahmen im Wohnungsbau ist die Finanzierung energetischer Maßnahmen zur Erreichung der Berliner Klimaschutzziele nicht möglich.
Die Frage, wie Mietendeckel und Klimaschutz zusammenpassen, wird seitdem sehr kontrovers diskutiert. Während es sich die Linken dabei sehr einfach machen und erklären, das MietenWoG sei kein Klimaschutzprogramm, setzen die Grünen darauf, dass die öffentliche Hand die entstehenden Finanzierungsdefizite durch Förderprogramme ausgleicht. Doch welche Zuschussmittel dafür tatsächlich nötig sind, war bisher niemandem wirklich klar.
Die aktuelle Studie der Initiative für die Wärmewende, in der auch der BBU Mitglied ist, gibt dazu eine deutliche Orientierung: Die Gesamtinvestitionskosten bis zum Jahr 2050 würden für den gesamten Berliner Wohngebäudebestand ca. 145 Mrd. Euro betragen, davon rund 91 Mrd. Euro für energetische Maßnahmen. Davon wiederum müssten ca. 64 Mrd. Euro auf die Mieten umgelegt werden, was im Mittel theoretisch eine monatliche Umlage von ca. 2,89 Euro pro Quadratmeter zur Folge hätte.
Im Ergebnis muss konstatiert werden, dass die öffentliche Hand im Zeitraum der Gültigkeit des MietenWoG mindestens ca. 1,89 Euro pro Quadratmeter und Monat an Differenzkosten übernehmen müsste, um die Umsetzung der notwendigen energetischen Maßnahmen zu gewährleisten. Sollte dies nicht möglich sein, was gerade auch angesichts der Folgewirkungen der Corona-Pandemie sehr wahrscheinlich erscheint, wird das Land Berlin unter diesen Rahmenbedingungen seine Klimaschutzziele definitiv nicht erreichen. Alternativ müssten die konventionellen Logiken und Anforderungen an energetische Sanierungen überdacht und zeitgemäß angepasst werden, um massiv Kosten zu sparen.
Apropos Logik: Mehr Investitionen tätigen bei gleichzeitig weniger vorhandenen Mitteln –
wenn immer wieder über Zielkonflikte in der Wohnungswirtschaft geredet wird, dann dürfte das einer der Prägnantesten sein.