Umsetzung EPBD in Berlin? Geht schneller als gedacht: Vattenfall Wärme verkündet Aufrüstung im Wert von € Mio 10

Wer dachte, die für die Energiewende so wichtige EU-EPBD-Richtlinie würde erst in 20 Monaten so richtig wahrgenommen, wird auf angenehme Weise enttäuscht: Gemeinsam schalteten Björn Böhning, Chef der Berliner Senatskanzlei und Vattenfall Wärmevorstand Gunther Müller den ersten fernauslesbaren Wärmezähler für das Land Berlin schon am 23.01.2018 im offenen Herzen (Energie-Zentrale) des Roten Rathauses ein. Da war die Richtlinie noch nicht veröffentlicht.

Tuoma Hattaka, Vorstandsvorsitzender von Vattenfall Europe umriss die neuen Prioritäten -auch nach dem konsequenten Ausstieg aus der Braunkohle – mit dem Begriff: 4 D. Das bedeutet: Digitalisierung, Dezentralisierung, Dekarbonisierung, Diversifikation. Gemeint sind Zukunfts-Geschäftsmodelle, die der Wohnungswirtschaft und weiteren Playern der Wärmewende angeboten werden. Dem ist noch ein weiteres “D” hinzuzufügen: “Disruptivität“! Schließlich schneidet die Vattenfall Wärme hier alte Zöpfe radikal ab und ordnet diese unter zukunftssicheren Aspekten neu. Bravo!

Die Vattenfall Wärme geht weit voran. Auf der Fachkonferenz “Dialogforum Wärmezukunft Berlin” am 12.06.2018 im Heizwerk Moabit gab es tatsächlich Bahnbrechendes zu verkünden: Bis zum Jahresende 2018 will die Vattenfall Wärme alle Haus-Anschluss-Stationen mit der ersten Generation “intelligenter” Zähler ausgerüstet haben. Um für die Zukunft so optimal gerüstet zu sein, bedeutet “disruptiv” hier zweierlei: erstens die Investition in Zähler durch den Versorger selbst. Das wünscht sich ganz Deutschland in Bezug auf alle Endverbraucher. Zweitens liefert diese Investition den Kunden der Wohnungswirtschaft nun per Auswertungs-App genau die Informationen, die dafür sorgen werden, dass alle Anschlusswerte der laufenden Verträge auf den Prüfstand kommen. Die Konsequenz: zwischen 25 und 40% geringere Vertragswerte und damit massiver Umsatzverlust sind in der ersten Welle zu erwarten. Da sägt der Versorger nun aktiv und zukunftsgewandt an dem Ast mit, auf dem er sitzt.

Doch das ist mitnichten selbstzerstörerisch, wie Tuoma Hattaka weiter ausführte: Wir werden den zu erwartenden Umsatzverlust durch neue Geschäftsmodelle ausgleichen. Somit setzt Vattenfall auf einen neuen, gerade sprießenden Zweig und hält sich daran fest. Auf die Frage, welche digitale Geschäftsmodelle entstehen, skizzierte Hattaka: Zusammen mit der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft werden wir mit diesen ersten Schritten der Digitalisierung näher an den Endverbraucher rücken und dort in den Quartieren neue digitale Angebote entwickeln in den Bereichen Wärmetransparenz, aber auch Kommunikation: ehealth, AAL, Einkäufe in der Umgebung, kurz alle Produkte, die Mieter und Eigentümer zur Unterstützung erwarten.

Vertriebsleiter Steffen Preidt hatte dies anlässlich der Berliner Energietage am 23.03.2018 im Rahmen der BBU-Konferenz “Make it simple: Energieverbrauchs- und Anlagenmonitoring in Wohnungsunternehmen” wie folgt präzisiert: Wir investieren ca. € 10 Mio in die Aufrüstung aller Haus-Anschluss-Stationen (HASt) unserer Kunden mit intelligenten Zählern zu unseren Lasten.

Auf die Frage aus dem Publikum, ob dies dann auf den Abgabepreis aufgeschlagen würde, präzisierte Preidt: Nein, das geht zu unseren Lasten.

Die Frage, ob dann die Primärkreislauf-Verbrauchsdaten transparent würden, beantwortete Preidt klar mit ja. Verneinen musste er jedoch die Frage, ob dadurch die Praxis der Abschlags- Vorkasse nicht durch ein zielgenaues monatliches Billing abgelöst werden könne.

Frau Dr. Vogler vom GdW/BBU hatte in ihrem vorgeschalteten Vortrag “Energieverbrauchsmonitoring: Möglichkeiten, Grenzen und Hemmnisse” (IHK Berlin, Energietage 2018) die steigende Relevanz der intelligenten Ausstattung der allgemeinen Haustechnik in Bezug auf die Früchte der Energietransparenz, bidirektionalen Managements und sicherer Kommunikation skizziert.

“Geerdet” wurde das Thema durch den Vortrag von Jörg Rose, Vorstand der “Wohnungsgenossenschaft Treptow-Süd” mit dem Titel “Laufendes Monitoring: einfach gemacht”. Credo: In WoWi-Unternehmen sind genügend ermutigende Ansätze vorhanden, dieses Thema nach dem “low-invest”-Ansatz der ALFA-Philosophie des BBU anzugehen.

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